Der Mond bedeckt Jupiter am 15.7.2012 / Teil I
Am Morgen des 15.7.2012 sollte für Deutschland eine
Jupiterbedeckung durch den Mond stattfinden. Dies war nach dem Venustransit das
wichtigste astronomische Highlight 2012. Die Mondsichel war dabei sehr schmal
und das Licht der hellen Seite nicht störend. Das Ereignis sollte etwa 30min dauern
und der Horizontabstand nur 10 bis 20 Grad betragen.
Der Himmel war in Deutschland zum größten Teil bedeckt.
Nach einer Simulation von Meteoblue sollte es jedoch
in einem Streifen von der Mitte Bayerns bis
nach Sachsen Wolkenlücken geben.
Simulation und reales Wetter auf dem Satellitenbild zum Bedeckungszeitpunkt. Holstein und die Küste
waren ebenfalls frei.
Unser Standort lag bei Greding nördlich des Altmühltals.
Die Exkursion wurde kurzfristig geplant als klar wurde,
dass München entgegen der Prognose vom Vortag bewölkt sein würde.
Beim Equipment musste daher etwas improvisiert werden. An der Sternwarte
wurde ein 4 Zoll f/6,6 FH-Refraktor ausgeliehen.
Die Bedingungen waren gut. Gelegentlich vorbeiziehende Wölkchen störten kaum und
beim Ein- und Austritt war der Mond wolkenfrei.
Da die Bedeckung am Morgenhimmel stattfand, hatten wir am Abend noch etwas Zeit für
Deepskyexperimente.
Der verwendete f/6,6 Refraktor liefert
einen starken Blausaum und wurde daher mit einem Gelbfilter kombiniert.
Die Optik besitzt eine eher mäßige Schärfe, doch wegen der Horizontnähe
war ohnehin nicht mit guten Seeing zu rechnen und eine höhere Vergrößerung erschien sinnlos.
Zur Aufnahme wurde beim Eintritt eine DMK verwendet. Zuerst verschwanden die Monde Europa und Io
hinter dem Erdtrabant.
Während der Bedeckung der Planetenscheibe wurde die Belichtungszeit
auf die Mondoberfläche angepasst.
Die Eintrittpunkte waren lokal unterschiedlich. Zwischen Nord- und
Süddeutschland gab es beträchtliche Unterschiede, wie der folgende vergleich zwischen Bayern und
Schleswig-Holstein zeigt.
Nach dem Jupiter verschwanden auch die Monde Ganymed und Kallisto hinter der Mondkante.
Visuell wurde mit
einem
8x56 Fernglas beobachtet. Der Eintritt war im Feldstecher
gut zu verfolgen. Der Jupiter war scheibchenförmig und das langsame verschwinden
war mit Phase gut zu erkennen.
Zum Austritt wurde das Equipment umgestellt. Statt der DMK wurde eine empfindlichere Watec eingesetzt.
Das Ziel war es, dass langsame Erscheinen der Monde mit hoher Bildrate zu dokumentieren.
Im Fernrohr war das aschgraue Mondlicht deutlich zu erkennen.
Als die Monde auftauchten, wurden sie über einen Zeitraum von etwa einer Sekunde langsam
vom Mond freigegeben.
Visuell waren die Monde im Fernglas nicht erkennen, doch der
Austritt des Planeten war sogar problemlos
mit freien Auge zu sehen. Ein äußerst beeindruckendes Erlebnis!
Kurz nach Jupiter sollte auch der 6,1mag Stern HIP 20417 vom Mond bedeckt werden.
Seine Helligkeit ist mit den Jupitermonden vergleichbar und so eignete er sich ideal zur Kalibration
der Watec-Kamera. Die Einstellungen konnten auch rechtzeitig vorgenommen werden, doch leider
wurde meinerseits der Austritt des ersten Mondes trotzdem verpasst. Peter Slansky hatte hier
mehr Glück und konnte das langsame Auftauchen besser dokumentieren.
Die 4 nachfolgenden Animationen zeigen das Erscheinen von Europa, Io,
Ganymed und Kallisto in Zeitlupe.
Io und Europa benötigen je 5 Bilder.
Der größere Ganymed benötigt mit 7 Bildern länger.
Die folgende Animation zeigt die Entwicklung mit größeren Zeitabstand.
Den Austritt in Realtime-Geschwindigkeit gibt es als Youtube-Video.
Von rechts ist die Annäherung des
6,1mag Sterns HIP 20417 zu sehen. Auf dem letzten Bild unten ist der
Stern nach der Bedeckung links vom Mond zu erkennen.
Das Bildfeld der Watec war zu klein um den kompletten Mond abzubilden.
Daher wurde ein Mosaik erstellt. es zeigt die korrekte Orientierung am Himmel ohne
Zenitprisma.
Mit der EOS von Peter Slansky und einen Fotoobjektiv entstanden die folgenden Stimmungaufahmen
Auch mit der eigenen Digiknipse wurde es probiert.
Die glücklichen Beobachter nach dem Ende des Ereignisses.
Der Jupiter ist neben dem Mond zu erkennen.
Die unterhalb des Mondes sichtbare Wolkenbank
bedeckte 30 Minuten später den kompletten Himmel.